Medientagebuch von Bernadetta Cava, Primarlehrerin in Zürich

Bernadetta Cava

Bernadetta Cava

Geweckt werde ich von einem traditionellen Wecker, Radio höre ich am Morgen früh nicht und deshalb treffe ich erst am Bahnhof auf die mediale Welt. Dort angekommen schnappe ich mir morgendlich, wie zig PendlerInnen vor und nach mir, eine Zeitung aus der blauen Box. Auch wenn ich fürs Durchlesen nie 20 Minuten brauche. Was heisst Durchlesen; es ist vermehrt ein Durchblättern. Hängen bleibe ich bei den lokalen Nachrichten. Und der Witzseite sowie den Horoskopen. Schlussendlich betrachte ich noch flüchtig die Wetterseite, ehe die Zeitung im Zeitungshalter landet. Abgelöst wird sie durch das Musikhören auf meinem Mobile. Parallel dazu lese und versende ich sms. 

Für berufliche Mails nehme ich mir meistens noch vor Beginn der Schule Zeit. Manchmal erfahre ich da, dass nur am besagten Tag eine Theateraufführung oder Ähnliches stattfindet. Also ändere ich noch schnell meine Unterrichtsplanung. Meine Mailbox füllt sich angesichts der Protokolle aus unzähligen Sitzungen. Viele Nachrichten bedeuten jedoch Mehrarbeit: Ein Fragebogen zu xy da, ein Elternbrief dort, der zu verteilen ist. Oder eben eine Läusewarnung aus dem Hort.

Bewusst habe ich mir privat den Account zur schulinternen Nachrichtenbox nicht installiert. Vieles könnte ich sowieso nur vor Ort regeln, und so schaffe ich klare Grenzen zwischen privat und Arbeitszeit, was in unserem Beruf eine immense Herausforderung ist.

Am Feierabend checke ich zu Hause die privaten Mails. Die Nachrichten und Bilder auf Facebook kann ich mir auch nicht entgehen lassen. Sie sind unverzichtbar – dafür wird in meiner Altersgruppe zu viel darauf kommuniziert.

Hie und da blättere ich im Migros-Magazin. Begeistert lese ich den Bericht von Bänz, dem Hausmann. Ich mag seine ironischen Bulletins.

Wöchentlich landet in unserem Briefkasten haufenweise Werbung. Von Barkrediten über Spielwarenprospekten bis zu politisierenden Parteien, was alles schnurstracks im Altpapier landet. Aber ganz auf Werbung verzichte ich auch nicht – schliesslich will ich die Sonderangebote nicht verpassen.

Am Wochenende vertiefe ich mich in spannende Berichte, um Hintergrundinformationen aus aller Welt zu erfahren. Ich blättere im Magazin des Tagesanzeigers oder im Schulblatt des Kantons Zürichs.

Wenn ich zu müde zum Lesen bin, schalte ich den Fernseher an. Mein Standardrepertoire an Sendungen ist klein: GZSZ, two and a half men, Wer wird Millionär? oder mieten-kaufen-wohnen. Ich mag auch Reisereportagen wie SF unterwegs, SF Spezial Fernweh oder die Reportagen von DOK.

Bernadetta Cava, Primarlehrerin in Zürich

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