Mein Medientag beginnt in der Regel um fünf Uhr: Android-Smartphon und Kaffeemaschine starten parallel auf. Die für meine Arbeit wichtigsten News habe ich – ganz altmodisch – immer noch per E-Mail abonniert. Bezüglich neuer Entwicklungen und noch unbekannter Newsquellen alarmiert mich Google. Nach dem Schnellüberblick via Mailbox dann der Check der Dialoge auf Google+, Twitter und Facebook. Steht nichts Dringendes an, wie beispielsweise ein Shitstorm oder ein Troll auf einer Plattform meiner Kunden oder eine relevante Neuerung bei sozialen Medien, wird das Newsphone zum Musikplayer, bis der offizielle Arbeitstag beginnt.
Noch vor drei Monaten lief Facebook vom ersten bis zum letzten Klick am Arbeitsplatz. Heute ist es Google. Seit Google-Plus sich bei den Early Adoptern durchgesetzt hat, ist der Nachrichtenwert bei Facebook drastisch gesunken. Bei Google+ habe ich vor allem Journalisten, Medienschaffende, Programmierer und Tech-Freaks eingekreist. Die technische Entwicklung will ich unbedingt im Auge behalten, denn sie ist die Grundlage für Änderungen der sozialen Kommunikation. Was technisch möglich ist, wird früher oder später von den Plattformen adaptiert, ergo kann ich damit zukünftige Tendenzen erkennen.
Tagesnachrichten ausserhalb meiner geschäftlichen Tätigkeit erreichen mich ebenfalls über mein Netzwerk auf den sozialen Plattformen. Wobei aktuelle Untersuchungen nahe legen, dass Facebook eher diffusiert statt zu informiert. Alles ins rechte Licht rückt abends mein Mann, der diejenigen Informationen mündlich nachliefert, die ich durch Radio-, Fernseher- und Zeitungs-Abstinenz verpasst habe. Für Hintergrundberichte dazu surfe ich zum Infosperber. In der Freizeit bevorzuge ich satirische Texte und Wortspielereien statt harter Fakten, beides gibt es hier und hier, natürlich online.
In Papierform habe ich nur noch ein einziges Produkt abonniert: Die vier Mal im Jahr erscheinende Fachmagazinausgabe von t3n. Per Post erreicht mich auch noch der Schweizer Journalist, für den ich bis Ende 2011 gearbeitet habe. Ich habe mich lange dagegen gesträubt, meinen Medienkonsum ganz ins Internet zu verlagern, da ich eine passionierte Journalistin bin und mir vor allem der Lokaljournalismus sehr am Herzen liegt. Aber die Zeiten ändern sich, die Uhr steht nicht still und neue Wege sind nicht per se schlecht, meint meine Lebenserfahrung, auch wenn meine konservative Seite ständig das Gegenteil zu behaupten versucht.
Apropos neue Wege: Mehr Gedrucktes gibt es in meinem Medienalltag ganz sicher ab dem 23. Februar, wenn ich an der Uni Luzern Soziologie/Ethnologie zu studieren beginne. Und apropos Änderungen im Medienalltag: Da sich meiner im Laufe der letzten zwölf Monate so erheblich geändert hat, empfehle ich Leserinnen und Lesern, die diesen Artikel im Jahr 2013 oder noch später lesen, ihn mangels zutreffendem Informationsgehalt zu ignorieren und mich persönlich nach meinem aktuellen Medientagebuch zu fragen.
Nur etwas wird sich auch die nächsten Jahre – so hoffe ich – nicht ändern: Die geliebte Austaste bei PC, Tablet und Smartphone und das seit meiner Kindheit immer noch gleich riechende Buch. Und so endet mein Medienalltag wenigstens offline, haptisch. Beispielsweise mit einem Roman von David Gemmell, im Original natürlich, weil der ehemals freiberufliche Journalist aus London ein so wunderschönes Englisch hat.