Medientagebuch
JournalistInnen, DozentInnen, FreundInnen und Mitarbeitende des MAZ arbeiten nicht nur mit ganz unterschiedlichen Medien, sie konsumieren sie auch. Und reagieren unterschiedlich darauf: schmunzeln, ärgern, stirnerunzeln, nachschlagen, rausreissen, downloaden oder gleich wieder vergessen.
Einige Assoziationen und Überlegungen zum alltäglichen Medienkonsum legen sie hier ab - damit weitere LeserInnen schmunzeln, sich ärgern, nachschlagen oder downloaden können.
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Medientagebuch von Tinu Heiniger, Liedermacher, Buchautor
Ich bin ein Nachtmensch und stehe erst am Vormittag auf. Zum späten Zmorge gehört, seit meinen Zürcher Jahren, der Tagi. Zuerst, ganz hinten, der Sport: Steht etwas über meinen SC Langnau? Etwas über Federer? Über den FCZ? Oder ist schon wieder einer meiner damaligen Fussballstars gestorben? Der Fatton? Der Ballamann? Der Bickel? Dann Politik, beides, Innen- und Aussen, mehr quer als vertieft. Dann die Unfälle- und Verbrechenseite 12. Dort steht oft klein, was gestern im Blick riesengross gekommen ist. Dann Leserbriefe: Da hat es immer wieder Leute darunter, die schreiben so gescheit, so wohltuend, so differenziert. Und dann die Kulturseite: Wenn die Simone Meier etwas geschrieben hat, lese ich das immer. Mit Vergnügen. Auch den Christoph Schneider oder den Florian Keller. Richtig gute Journalisten sind eher selten, aber das gilt ja auch für andere Jobs. Weiterlesen
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Medientagebuch von David Bauer, MAZ-Dozent, Journalist und Strategieberater
Ein neuer Tag, immer dieselbe Routine. Gleich nach dem Aufstehen gehe ich auf dem Handy meine Timeline bei Twitter durch, um zu sehen, was sich in den letzten sechs bis acht Stunden getan hat. Wenn auf der Welt oder in einem meiner Spezialgebiete etwas Bedeutendes geschehen ist, erfahre ich es da. Kurze News lese ich sofort, Längeres markiere ich mir für später.
Der Frühstückstisch gehört dann primär den klassischen Medien. Oder genauer gesagt: klassischen Medienmarken. Auf dem Handy klicke ich mich durch die Apps von NZZ, Tages-Anzeiger, Spiegel Online und 20 Minuten. Zeitungen habe ich keine mehr abonniert. Ebenfalls noch während des Frühstücks werfe ich einen kurzen Blick auf Facebook, um zu erfahren, was die Menschen in meinem privaten Umfeld bewegt. Weiterlesen
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Medientagebuch von Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur Basel-Stadt
„In web we are“: mit diesem Titel habe ich vor kurzem einen Artikel überschrieben zum Thema Kultur und Digitalisierung, der im Oktober-DU-Heft abgedruckt wird. Dieser Titel, in die Ich-Form gesetzt, beschreibt auch meinen Umgang mit jenen digitalen Medien, die uns zur Verfügung stehen. Ich nutze sie beinahe uneingeschränkt, im Durchschnitt schätzungsweise während 18 Stunden täglich. Ich besitze ein iPhone mit vollständigem Zugang zu privatem und beruflichem Mailaccount, ich besitze ein Macbook und natürlich einen Computer im Büro – und nutze insbesondere das Mailsystem, das Web und dort als social medium facebook, ich bin ein grosser Freund von youtube, vor allem zu Recherchezwecken, und ich habe mindestens 100 newsletters abonniert. Zwei Ziele verfolge ich bei einer grossen Mehrheit meiner Web-Aktivitäten: Information und Kommunikation. Ich spiele nicht, ich skype nicht, ich blogge nicht, ich lese keine e-books, ich höre kaum Radio, ich habe keinen Fernseher, keinen dvd-Player.
Mein erster Gebrauch des Internet beginnt mit dem Morgenkaffee, wenn ich sämtliche Zeitungen und Zeitschriften online durchblättere, die mir relevant scheinen – sieben davon habe ich digital und gedruckt abonniert, die andern lese ich, soweit die Artikel freigestellt sind. Nach circa dreissig Minuten habe ich eine Rundschau durch die aktuelle Tagespresse gemacht, gefrühstückt und mir zahlreiche Artikel gespeichert. Weiterlesen
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Medientagbuch von Markus Wiegand, Chefredaktor „Schweizer Journalist“
Das grösste Privileg an meinem Job ist es vielleicht, die Wundertüte des medialen Angebots jeden Tag zu lesen, zu hören und zu sehen. Eigentlich ist es wahnsinnig, dass man dafür am Ende auch noch bezahlt wird. Andererseits ist genau das für mich der Fluch des Medienjournalismus. Ich komme mir vor wie ein Restaurantkritiker, der ein brillantes Essen nicht mehr geniessen kann, weil er es permanent vergleicht und einschätzt.
Mein Tag startet mit Newslettern, ich versuche natürlich dem täglichen Überangebot des Medienjournalismus Herr zu werden: Zuerst der Kleinreport, dann Persönlich. Da ich seit drei Jahren auch Chefredaktor des „Wirtschaftsjournalist“ (Auflage: 6.000, sechs mal im Jahr) bin, der hauptsächlich in Deutschland erscheint, lese ich auch einige deutsche Mediendienste (zweimal täglich: turi2, mediaa). Anschliessend schaue ich durch die grossen Onlineportale der Schweiz (Tages-Anzeiger, NZZ, Blick, 20 Minuten) und danach die deutschen Seiten (Financial Times Deutschland, Handelsblatt, Spiegel, Bild). Weiterlesen
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Medientagebuch von Regula Bähler, MAZ-Dozentin, Rechtsanwältin und Vizepräsidentin der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI
22. September 2011. Zugegeben: ich hab’s angeschaut. Und gleich noch ein weiteres Mal. Das Rettungsdrama dauerte zwei Tage. Beteiligt waren der Grundeigentümer, die Feuerwehr und eine Schädlingsbekämpfungsfirma. Aber erst als zusätzliche fünf Techniker von Spol & Slam (Spül und Schlamm) aufgeboten waren, konnte es aus dem Wasserrohr befreit werden, das offensichtlich ziemlich junge Kätzchen. Unter dem Blitzlichtgewitter von einem Dutzend Kameras fragt ein Journalist den Retter: „Das Kätzchen ist noch ziemlich jung?“ – „Ja, ziemlich jung“, antwortet dieser. Unter dem Titel „Hier wird die Katze gerettet“ bringen die beiden nationalen Morgen- und die zwei Abendzeitungen den rund anderthalbminütigen Videobeitrag auf ihrem Onlineportal. Auch das schwedische öffentlich-rechtliche Fernsehen hat am Vorabend im Regionaljournal über die Bergung des noch ziemlich jungen, sehr herzigen und mittlerweile wohl sehr teuren Kätzchens von Göteborg berichtet. Der Beitrag ist mit einem journalistischen Mehrwert immer noch auf der Homepage von Sveriges Television abrufbar: die Untersuchung in der Tierklinik hat nämlich ergeben, dass das Kätzchen ein Käterchen ist, sich bester Gesundheit erfreut und ziemlich sicher von seinem Retter adoptiert werden wird. Überaus froh wende ich mich in der benachbarten Spalte des „Dagens Nyheter“ noch Aussenminister Carl Bildt zu, der in Manhattan vor den schwedischen Medien seiner Befürchtung Ausdruck gibt, dass Palästinas Antrag auf Vollmitgliedschaft bei der Uno den Friedensprozess im Nahen Osten ziemlich sicher gefährden wird, was Obama sicher nicht wünsche.
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„Im Video quergelegt“: Medientagebuch von Werner De Schepper, stv. Chefredaktor Aargauer Zeitung
Mein Medienkonsum beginnt immer noch ganz altmodisch: Mit den drei guten, alten Zeitungen, die jeden Tag ab 05.30 Uhr in meinem Briefkasten liegen: Zuerst lese ich das Oltner Tagblatt, damit ich weiss, was zuhause so alles läuft, dann die Aarauer Ausgabe der Aargauer Zeitung, um zu sehen, was meine Kolleginnen und Kollegen so alles gemacht haben und zum Schluss den Blick, um zu lesen, was die Ex-Kollegen so alles angestellt haben. Allerdings sind es jetzt vier Jahre her, seit ich beim BLICK weg bin und es gibt nur noch ganz wenige Bylines, hinter denen ich ein Gesicht sehe. Am liebsten ist mir beim heutigen BLICK immer noch Bundeshausredaktor Henry Habegger. Eine nicht korrumpierbare Eiche.
Kaum im Büro, lese ich dann auch noch die 8 anderen Ausgaben der 9-az-Titel. Heute schaue ich mir die Titel an und suche für meine Blattkritik die witzigsten des Wochenendes. Hier mein Ranking:
– Spieler horchen ihre Trainer aus (Front Mantel)
– Ausbrecher wollte zu seiner Braut (Front Mantel)
– „Wir Menschen sind manchmal Aliens genug“ (Montagsinterview Mantel)
– Weltgeschehen überfordert Parteien (Inland)
– Exxon bohrt für Putin (Wirtschaft)
– Berns zweiter Untergang seit 1798 (Sport national)
– Beim Nachbarn gibt’s die Fahrkarten günstiger bz
– Johann Sebastian Bach landet im Glutofen (bz)
– Petrus ist ein Nordic Walker (sz)
– Die hölzerne Brücke mit den sieben Leben (LT)
– Die „Hebamme“ des Kulturkantons jubiliert (az Aarau)
– Mit Manpower zu Sunpower (az Baden)
– Mörgeli wünscht sich mehr Aargauer in Zürich (az Freiamt)
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Medientagebuch von Claude Longchamp, MAZ-Dozent, Verwaltungsratspräsident und Institutsleiter gfs.bern, Lehrbeauftragter an den Universitäten St. Gallen, Zürich und Bern
Es ist nicht ganz klar, wann mein Medienalltag beginnt resp. wann er aufhört. Denn Medien wirken nach, bis in die Träume und die Empfindungen der Nacht wecken Bedürfnisse nach Medien. Doch das ist wohl eher für ein Institut für Psychoanalyse von Belang, als für das MAZ.
Wenn ich morgens das Haus verlasse, ist mein erstes „Aemtli“ die Zeitungen aus dem Briefkasten zu holen. Wenn ich mich im Postauto mit niemandem unterhalte, lese ich Zeitung. Früh am morgen dominiert Lokales. Momentan ziehe ich den Bund vor, weil übersichtlich gegliedert. Dann kommt die BernerZeitung dran, lange meine Nummer 1, seit dem letzten Relaunch aber extrem unübersichtlich. Die grossen Bilder kommen meinen morgendlichen Bedürfnisses durchaus entgegen; den Aufbau der Seite verstehe ich aber selber nach Woche der Umstellung nicht wirklich.
Wenn ich im Postauto nicht lese, schwirren die Plakatwände in rascher Folge an mir vorbei. Bewusst erheischen kann ich nicht viel, unbewusst nehme ich wohl einiges mit. Im Moment vor allem Politisches. Und Stiefel. Männerstiefel. In der Stadt trinke ich, wenn immer möglich, noch etwas, bevor ich zu arbeiten beginne. Momentan ziehe ich die Piazza-Bar am Berner Hirschengraben vor. Auf dem Weg dahin hat es den Quartier-Kiosk. Da schaue ich mir die Aushänge an, und decke mich mit dem ein, was mich interessiert. Gegenwärtig sind das immer weniger Tageszeitungen, denn die versprechen so oft mehr als sie halten können. Seit den Sommerferien setze ich mich wieder häufiger mit deutschen und internationalen Magazinen auseinander. Der Spiegel. Die Zeit. Das kaufe ich wöchentlich. Dazwischen dominieren Geschichtsmagazine. Im Büro gibt’s die letzte Dosis Frühstückmedien: die mails, die Kommentare zu meinen Blogs von gestern, newsnetz, nzz online und le temps.
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Medientagebuch von Ralf Ressmann, MAZ-Dozent
„Wenn die Nachricht wichtig ist, dann findet sie mich.“ Das Zitat stammt nicht von mir, aber an einem Juli-Wochenende 2011 habe ich wieder festgestellt, wieviel Wahrheit dahinter steckt. Die erste Information zum Amoklauf in Oslo sah ich in einem Tweet von Jeff Jarvis, der mich zu einem Artikel des Guardians brachte. Am nächsten Tag erreichte mich die Nachricht vom Tod Amy Winehouse via Facebook: Gleich sechs Freunde aus Zürich, Stuttgart und Singapur posteten die Information. Das sind typische Startzeichen für einen Blick auf die Online-Angebote von NZZ, Tagesanzeiger, Spiegel Online, Zeit Online und dem Guardian.
Jäger-und Sammler-Phase beginnt an der Haltestelle
Mein jüngster Sohn ist 18 Monate alt. Eine Zeitung oder gar ein iPad am Frühstückstisch sind undenkbar. Mit etwas Glück reicht es morgens für etwas DRS 4 News, das via IP-Radio in die Küche kommt. Zwischen Bus- und S-Bahn-Haltestelle beginnt dann meine Jäger- und Sammler-Phase: Auf dem Smartphone schau ich mir an, was internationale und Schweizer Medien auf der Agenda haben. Ein Blick auf Twitter, Facebook und Google+ gehört dazu. Im Schnitt lese ich in eine von zehn Geschichten hinein. Alles andere, was mir wichtig erscheint, lege ich mir auf Wiedervorlage. Dabei hilft mir Instapaper. Mit diesem Angebot sende ich mir längere Artikel auf E-Reader oder iPad. Diese lese ich dann in aller Ruhe in der S-Bahn.
Medientagebuch von Sylvia Egli von Matt, Direktorin MAZ
Samstag, 1. Juli 2011. Ich gestehe: Ich habe noch nicht umgeschaltet. Ich lasse mich noch immer von den DRS Nachrichten wecken, ich mag die Kurzzusammenfassung am Anfang. Strauss-Kahn auf freiem Fuss. Die New York Times hat mir dies in der Nacht zwar schon per Alert gemeldet. Ich höre trotzdem nochmals aufmerksam zu, Die Wetterprognosen verheissen Sonne – wichtig für die Auswahl der Kleider. Heute wird mir Landi keine Wetterwarnung schicken müssen. NZZ und Tagi liegen im Briefkasten, physisch und elektronisch und gehören zum ersten Kaffee. Schön die Formulierung, die monegassische Braut Charlene sei erst locker geworden, als sie „fehlerfrei oui“ gesagt habe. Ob sie sich wohl wirklich chirurgisch an Grace Kelly anpassen lässt? Die Gedanken sind unter meinem mir vorgestellten Niveau, aber ganz kurz eben doch da….
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Medientagbuch von Frank Hänecke, MAZ-Studienleiter
Geweckt werde ich von DRS2 – mit klassischer Musik, Kulturnews und meistens so, dass ich gleich auch die Infosendung «Heute Morgen» mitbekomme. Wenn ich später länger mit dem Zug unterwegs bin, zum Beispiel auf dem Weg ans MAZ, kaufe ich mir am Kiosk mindestens den «Tagesanzeiger» (der abonnierte bleibt zuhause), blättere auch «20Minuten» durch – und zappe bzw. streichle und tippe mich durch Mediennews auf meinem Smartphone. Gelegentlich habe ich dort auch Podcast von Infosendungen – ich bin aber grundsätzlich nicht gerne mit Kopfhörern in der Öffentlichkeit.
Unterwegs im Zug bleibt dann meist auch Zeit, aus Fachpublikationen ausgeschnittene, kopierte, ausgedruckte Berichte usw. zu lesen – manchmal auch ein Buch oder Liegengebliebenes aus abonnierten Magazinen und der Sonntagspresse. «Breaking News» erreichen mich unterwegs bzw. den Tag über hauptsächlich durch per SMS-Alerts von Schweizer Medien.
Meine Tagesabläufe sind allerdings sehr verschieden. Am MAZ bin ich oft absorbiert, nutze tagsüber daher kaum Medien. Natürlich drehen sich unsere Gespräche häufig um Medienthemen.
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